“Kaufen Sie 1 TWh Strom und erhalten Sie zusätzlich 10 Mio. € geschenkt”


Gestern am 17.06.2013, einem Sonntag mit tendenziell schwacher Stromnachfrage, sank selbst der durchschnittliche Spitzenlast-Strompreis („Day Peak“ zwischen 8 und 20 Uhr) in den negativen Bereich auf -36,72 €/MWh (ELIX) bzw. -18,99 €/MWh (PHELIX).

Der tiefste Preis des Tages wurde zwischen 14-15 Uhr mit -200,07 €/MWh (ELIX) bzw. -18,99 €/MWh (PHELIX) erzielt. Ungefähr zu dieser Zeit überlagerten sich die Maxima der Einspeisung aus Windkraftanlagen (ca. 10 GW) und aus PV-Anlagen (ca. 20 GW).  Der Grundpreis Phelix Day Base lag im Tagesdurchschnitt bei -3,33 €/MWh. Zum Vergleich: An Wochentagen liegt der Peak-Preis momentan normal bei etwa 35 €/MWh, der Base-Preis um etwa 30 €/MWh.

„Kaufen Sie 1 TWh und erhalten Sie zusätzlich 10 Mio. € geschenkt“

Mit den gehandelten Mengen von 661.556,3 MWh Base zu -3,33 €/MWh  und 383.762,5 MWh zu -18,99 €/MWh wurde der bezogene Strom zusätzlich mit 2.202.981 € + 7.291.478 € = 9.494.489 € also knapp 9,5 Mio. € vergütet.

Situationen mit negativen Strompreisen kommen zustande, wenn eine schwache Stromnachfrage – zum Beispiel am Wochenende oder an Feiertagen – auf eine Überangebot aus Wind oder Photovoltaik-Anlagen trifft. Aufgrund des EEG müssen die Übertragungsnetzbetreiber diesen EE-Strom vorrangig einspeisen, abnehmen und vermarkten. Erst wenn die Netzstabilität gefährdet ist, dürfen EEG-Anlagen abgeregelt (abgeschaltet/gedrosselt) werden. Gleichzeitig ist es für Kraftwerksbetreiber unwirtschaftlich, ihre großen Kohle- und Atomkraftwerke nur für weniger Stunden herunter- und danach wieder hochzufahren, sodass sie ihren Strom auch zu negativen Preisen anbieten und Kraftwerke durchlaufen lassen.

Sofern uns nun endlich ein sonniger Sommer bevorsteht, dürften die Wochenend-Strompreise an der Börse öfter in den negativen Bereich rutschen. Aufgrund bestehendem Anpassungsbedarf am EEG bedeuten negative Preise an der Börse allerdings keine sinkenden Strompreise für den Endkunden, da diese für den Strom weiterhin ihre EEG-Vergütungssätze erhalten und somit bisher kaum Anreiz haben, zu diesen Schwachlastzeiten weniger Energie einzuspeisen. Die EEG-Umlage berechnet sich aus der Differenz der Vergütungssätze und den Durchschnittspreisen an der Börse, zu welchen auch der EE-Strom dort vermarktet wird. Da negative Strompreise den Durchschnittspreise senken führen sie eher zu einem Anstieg der EEG-Umlage, welche auf die Verbraucher umgelegt wird. Gleichzeitig lassen sich – in Zeiten mit geringer EE-Einspeisung dringend benötigte – konventionelle Kraftwerke bei sinkenden Börsenpreisen kaum noch wirtschaftlich betreiben.

Anstatt der Einspeisung des Stroms, welcher bei negativen Preisen gerne von den Niederlanden aufgenommen wird und dort Gaskraftwerke substituiert, wäre eine Zwischenspeicherung und Nutzung bei hoher Nachfrage sinnvoller. Allerdings bestehen bisher keine Speicher, welche groß genug wären, den Strom einiger Tage aufzunehmen. Selbst bei einer Abregelung der EE-Anlagen muss der Strom, welche angefallen wäre, mit den EEG-Sätzen entschädigt werden. So bestehen für EEG-Anlagenbetreiber bisher keine Anreize, in neue Speichertechnologien zu investieren.

In diesen Punkten besteht daher dringender Anpassungsbedarf am EEG, sodass zur Zeit über verschiedene Versionen eines neuen Strommarktdesigns diskutiert wird. Vor der Bundestagswahl dürfte sich jedoch nichts mehr ändern.

Warum die Energiewende dennoch Sinn macht wurde bereits hier beschrieben: “Deutscher Strom als Exportschlager” und der Sinn der Energiewende

 

Wer sind ELIX und PHELIX?

PHELIX ist der „Physical Electricity Index“ der Marktgebiete Deutschland/Österreich an der europäischen Strombörse EEX in Leipzig.

Der ELIX als „European Electricity Index“ bezieht zusätzlich die Marktgebiete Frankreich und Schweiz mit ein. Dies wäre der theoretische europäische Strompreis, wenn zwischen den Marktgebieten keinerlei Netzengpässe bestehen würden.

Weitere Informationen gibt es auf den Seiten der EEX: http://www.eex.com

Datenquelle: EEX Transparenz

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