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Die Deutsche Post übernimmt die StreetScooter GmbH aus Aachen

Gestern Abend überraschte mich die Meldung der lokalen Abendzeitung „Am Abend“ der Aachener Zeitung: „Nun übernimmt die Deutsche Post den Elektroauto-Hersteller und schafft damit ganz neue Perspektiven – und zwar vor Ort.“ Das 2010 aus der RWTH Aachen hervorgegangene StartUp, welches mit dem Ziel startete, durch innovative Produktionsmethoden ein kleines E-Auto für nur 5.000 Euro (ohne Akku und MwSt.) anzubieten, wird eine 100%ige Tochter der Deutschen Post und hat damit einen weiteren großen Schritt Richtung Serienproduktion getan. StreetScooter beschäftigt heute runde 100 Mitarbeiter. Seit 2013 sind in Aachen im ehemaligen Talbot-/Bombardierwerk rund 200 E-Fahrzeuge produziert worden.

Aktuelle konventionelle Fahrzeuge sind im innerstädtischen Lieferverkehr für die dortigen Anforderungen prinzipiell ungeeignet. Im ständigen Start-Stopp-Verkehr mit über 200 Anfahrvorgängen pro Tag wird der Verbrennungsmotor nicht warm und kann somit nie seinen optimalen Betriebszustand erreichen. Zu diesem äußerst ineffizienten Betrieb mit hohem Spritverbrauch kommt dann ein erhöhter Verschleiß. Für Elektrofahrzeuge ist der Lieferverkehr dagegen der perfekte Einsatzort. Ständige Anfahrvorgänge bereiten dem E-Motor keine Probleme und gleichzeitig entstehen weder lokale Abgase noch der typische Anfahr-Lärm der aktuellen Lieferfahrzeuge. Auch die vielleicht noch Begrenzte Kapazität der aktuellen Akkus stellt kein Problem dar. Mehr als 80 km/h und 100 km Reichweite benötigt fast kein Postbote, ebenso wenig wie die Schnellladung, da die Fahrzeuge über Nacht im Depot stehen. Die Kosten werden zum Beispiel durch durchgefärbte Kunststoffteile der Karosserie niedrig gehalten, wodurch die aufwändige Lackierung entfällt und im Betrieb entstehende Macken kaum auffallen.

Unter anderem aus diesen Gründen startete 2011 die Zusammenarbeit von Deutsche Post DHL und der StreetScooter GmbH mit der Entwicklung eines auf die Bedürfnisse der Deutsche Post DHL zugeschnittenen Elektrofahrzeugs, welche mittlerweile auch auf andere Bereiche wie z.B. Pedelec oder Trike ausgeweitet wurde. Auch zukünftig strebt der Konzern an, eng mit der RWTH Aachen bei der Weiterentwicklung der Fahrzeuge zusammenzuarbeiten. Eine Teststrecke auf dem deutsch-niederländischen Gewerbegebiet ist bereits in Bau.

Der erste Prototyp des StreetScooter für die Deutsche Post wurde 2012 vorgestellt, eine erste Vorserie ist seit 2013 im Einsatz. Rund 20 Fahrzeuge fahren bereits als Teil der Elektroflotte im Rahmen des Pilotprojekts „CO2-freie Zustellung Bonn“. Hier stellt die Deutsche Post DHL die gesamte Brief- und Paketzustellung am Sitz der Firmenzentrale bis 2016 auf Elektromobilität um. Knapp 50 weitere StreetScooter sind bundesweit an verschiedenen Stützpunkten der Deutsche Post im Einsatz. Insgesamt werden ab Anfang 2015 mehr als 100 StreetScooter für die Deutsche Post DHL fahren.

StreetScooter arbeitet bei der aktuellen Entwicklung eng mit den Zustellern zusammen, welche die Anforderungen an ihre Fahrzeuge am besten kennen und diese Erfahrungen in die Weiterentwicklung der StreetScooter einfließen lassen. Auch in Zukunft werden neben der Post wohl noch andere Kunden beliefern. So liegt das aktuelle Spezialgebiet auf der Fertigung speziell auf die Bedürfnisse angepasster Kleinserien für den Flottenbetrieb. Allein die Deutsche Post besitzt insgesamt rund 32.000 Flottenfahrzeuge. Die Rede war dabei einmal davon, dass langfristig 20.000 StreetScootern eingesetzt werden könnten. Genug zu tun also für ein kleines RWTH Spin-Off. Die Produktionskapazität soll mittelfristig auf etwa 5.000 E-Fahrzeuge pro Jahr erhöht werden. Aachen könnte somit wieder zu einem kleinen Automobilstandort werden.

Informationen zum StreetScooter: http://www.streetscooter.eu/ oder in unserer E-Auto-Datenbank: http://www.e-stations.de/cars.php

Quelle: Pressemitteilung Deutsche Post DHL; Am Abend

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Markus:

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  • Wow! das ist der Hammer. Mit einer Fahrzeugflotte von knapp 90.000 und einem Anteil an Transportern von 65% werden die anderen Autobauer sich bald umgucken müssen, wem sie ihre Abgaskisten verschachern können.

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