Die neue E-Auto-Generation mit mehr Reichweite

Die neue E-Auto-Generation mit mehr Reichweite

Wir haben mal wieder unsere E-Auto Datenbank aktualisiert, da mit dem Pariser Autosalon dieses Jahr zahlreiche neue E-Modelle und Konzepte sowie Facelifts vorgestellt wurden.

Den Anfang macht direkt ein Highlight zum Start 2017: der Opel AMERA-E (basierend auf dem Chevrolet Bolt). Die genauen technischen Daten und Preise für Deutschland sind noch unbekannt, aber sicher ist, dass der Ampera-E mit einer NEFZ-Reichweite von über 500 km und einem Preis um die 35.000 EUR ein starker Gegner für das für die 2. Jahrehälfte 2017 angekündigte Tesla Model 3 ist. Mit einem 60 kWh Akku von LG Chem ist der Ampera-E auch in Sachen Akkugröße in dieser Fahrzeugklasse die einsame Spitze.

Auch ein alter Bekannter kehrt zurück. Vergangenes Jahr wurde der Produktionsstopp des alten Smart electric drive Modells zu Gunsten von Produktionskapazitäten des neuen konventionellen Modells stark kritisiert. Nun startet der Smart ed wieder. Zunächst in den USA und ab 2017 dann auch wieder in Europa. Mit Umweltbonus (4.000 EUR) wird der Einstiegspreis unter 18.000 EUR liegen. Leider hat sich in Sachen Akkugröße mit grade einmal 17.6 kWh nicht viel getan. Vielleicht mangels Platzangebot im kleinen Smart. Dennoch war schon der alte Smart ed beliebt und vielleicht sehen wir ihn bei car2go wieder. Die 3-phasige 22 kW Ladeeinheit gibt es leider nur als Sonderausstattung. Einen CCS DC-Anschluss werden einige vermissen. Die neuen Modelle:

Ein wahrscheinlich selten gesehenes und wenig wahrgenommenes Modell stammt von Citroen und scheint allgemein für Südfrankreich und warme Strand-Regionen konstruiert zu sein, der Citroen E-Mehari Cabrio. Mit einem 30 kWh Akku ist die Reichweite gar nicht so schlecht (< 200 km). Preislich startet der E-Mehari unter 25.000 EUR abzgl. Förderung.

Modellpflege mit neuen Akku-Generationen

Im Zuge der neuen Akku-Generationen von 2016 hatte Nissan mit 30 kWh für den Nissan Leaf vorgelegt (250 km NEFZ-Reichweite). Nach und nach ziehen nun die anderen Hersteller mit ihrer Modellpflege nach. So findet sich schon etwas länger das „Update“ des beliebten BMW i3 in unserer Datenbank und bietet jetzt 300 km Reichweite dank 33 kWh Akku. Dies sind zwar fast 50% mehr Kapazität als im weiterhin erhältlichen alten Modell (22 kWh), aber immer noch nur rund die Hälfte des Ampera-E. Immerhin wird es auch die Möglichkeit geben, bereits gekaufte Modelle mit dem neuen Akku umzurüsten. Eine zusätzliche sehr erfreuliche Entwicklung ist, dass BMW zukünftig optional einen 11 kW On-Board-Lader (3-phasig, 400V, 16A) anbietet, was die Ladezeiten an öffentlicher AC-Ladeinfrastruktur erheblich verkürzt. Hoffentlich schaffen es die 11 kW Lader bald überall in die Serienausstattung.

In dieser Reihe möchte dann auch Volkswagen nicht fehlen und legt im Herbst für den VW e-Golf mit einem 35 kWh Akku und somit auch etwa 300 km nach. Bei der Ladetechnik kommt kein großer Wurf, sondern nur eine Steigerung von 3,6 kW auf 7,2 kW (1-phasig, 230V, 32A), welche in Deutschland gemäß den techn. Anschlussbedingungen der Stromnetzbetreiber eigentlich nicht zulässig sind (besser: gleichmäßige Verteilung der Last auf alle 3-Phasen).

Last but not least lässt sich dann auch Renault nicht lumpen und bietet ab sofort (Auslieferung ab Januar 2017) den oder die sehr beliebte Renault ZOE R400 mit 41 kWh Akku an. Somit schiebt sich die ZOE als zunächst letzte in der Runde mit 400 km NEFZ-Reichweite an die Spitze der „Facelifts“. Da die ZOE zudem recht sparsam gefahren werden kann, sind auch realistisch 300 km Reichweite drin. Ganz neu ist die Option, den Akku zu kaufen, statt wie bisher nur zu mieten. Die alten Akku-Varianten werden auch hier weiterhin angeboten, ebenso wie eine Umrüstung. Die Ladeleistung verbleibt in Deutschland bei 22 kW, sodass an den zahlreichen 22 kW Ladepunkten recht zügig nachgeladen werden kann. Bei den großen Akku’s vermisst man jedoch langsam eine 50 kW DC-Steckdose. Aber auch hier scheint sich Renault dem CCS-Trend anschließen zu wollen. Der Preis der ZOE inkl. Batterie startet in Deutschland bei 32.900 EUR (24.900 EUR mit Mietakku), abzgl. 5.000 EUR Umweltbonus (bei Renautl).

Copyright: Adam Opel AG
Reichweiten Vergleich der neuen Modelle – Copyright: Adam Opel AG

Alle Updates werden vorrangig durch Verbesserungen und Lerneffekte bei der Akkutechnologie möglich, sodass bereits kurz – in den Maßstäben von Auto-Entwicklungszyklen – nach „Anlaufen“ der E-Mobilität signifikante Fortschritte spürbar werden (anders als bei der Brennstoffzellen). Die Speicherkapazitäten steigen, bei gleichem Bauraum, gleichem Gewicht und sinkenden Preisen (teilweise schneller als wissenschaftlich vorhergesagt).

Insbesondere 2018/19 wird dann spannend, da dies – unserer Meinung nach – das Jahr des Durchbruchs der Elektromobilität werden könnte. Nicht nur Tesla’s Model 3 dürfte dann in entsprechenden Stückzahlen vom Band laufen, sondern auch die Konkurrenzmodell mit NEFZ-Reichweiten von über 500 km und Akkugrößen um die 60-80 kWh, teilweise bereits in Kleinwagen (wie jetzt schon Opel’s Ampera-E). Alle diese neuen E-Fahrzeuge müssen dann über DC-Schnellladefunktionen verfügen und bei realistischen Reichweiten von über 300 km reicht für die Nachladung ggfs. der wöchentliche Einkauf im Supermarkt. Mit der heutigen 50 kW Technik benötigt man für 60 kWh zwar noch mehr als eine Stunde, jedoch dürfte der Akku selten komplett leer sein und die neue 150 kW Technik (sehr wahrscheinlich ohne Kompatibilitätsprobleme) steht schon in den Startlöchern für 2017, bevor es dann perspektivisch Richtung 350 kW gehen soll (>500 km in 15 Minuten).

Letzteres wird noch einige Herausforderungen mitsichbringen und die Infrastruktur entsprechend teurer sein als heute 50 kW, aber wir nähern uns wieder dem Tankstellen-Prinzip und so könnten E-Fahrzeuge irgendwann auch für die Leute interessant werden, welche zuhause keine Möglichkeit haben, einen Ladepunkt einzurichten. Auf der anderen Seite werden wohl auch stetig mehr Arbeitgeber (langsame) Ladepunkte für Mitarbeiter einrichten, wo die Fahrzeuge mehr als 8h pro Tag stehen. Hinzu kommt der Sharing-Trend und autonomes Fahren…es bleibt also sehr spannend und geht in die richtige (intelligente & saubere) Richtung!

PS: Bei den ganzen Akkukapazitäten und Ladeleistung möchte ich nochmal auf unseren Betrag „Der Unterschied zwischen kWh und kW“ hinweisen.

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