e-Roaming in der Elektromobilität – einheitliche Identifizierung & Abrechnung an Ladestationen

e-Roaming in der Elektromobilität – einheitliche Identifizierung & Abrechnung an Ladestationen

Im Mai hat die bereits bekannte Hubject GmbH – ein Joint Venture der BMW Group, Bosch, Daimler, EnBW, RWE und Siemens mit Sitz in Berlin – die Plattform „intercharge“ für anbieterübergreifendes Roaming in der Elektromobilität (sog. eRoaming) gestartet. Nicht nur der Begriff „Roaming“ ist dem Mobilfunk-Sektor entnommen, auch das Prinzip dahinter ist das Gleiche und somit leicht verständlich für die Nutzer. So können Kunden eines Stromlieferanten oder Ladestationsbetreibers über Roaming-Abkommen mit einem einzelnen Authentifizierungsmedium – wie einer RFID-Karte, einer App oder ähnlichem – die Ladestationen anderer Betreiber oder Netzwerke nutzen. Dies soll zukünftig europaweit möglich sein.

Um den dafür nötigen Austausch von Authentifizierungs-, Autorisierungs- und Abrechnungsdaten (Triple-A-Daten) zu gewährleisten, stellt Hubject mit „intercharge“ eine Vermittler-Plattform zwischen den verschiedenen IT-Systemen der Betreiber bereit. Diese können sich intercharge als „schlüsselfertige Lösung“ anschließen und neue europaweite Roaming-Kooperationen vereinbaren. Eine solche Vermittler-Plattform – auch Clearinghouse genannt – betreibt selbst keine Ladestationen und steht somit nicht in Konkurrenz zu Ladestationsbetreibern oder Stromanbietern, sondern fungiert nur als Dienstleister.

Um die Kunden-Kennungen zumindest in Deutschland einheitlich zu gestalten, wird der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW) laut einer Pressemitteilung die dazu notwendigen einheitlichen Identifikationsnummern vergeben. Dies geschieht im Rahmen des Technologieprogramms „IKT für Elektromobilität II“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) unter Abstimmung zwischen Energieversorgern, Automobilherstellern und IT-Dienstleistern.

Offene Alternative e-clearing.net

Neben intercharge entsteht auf Initiative der smartlab GmbH aus Aachen, welche hinter dem Netzwerk ladenetz.de steht, ein weiteres sogenanntes Clearinghaus unter dem Titel e-clearing.net. Neben ladenetz.de sind dort bereits die Netzwerke e-laad.nl aus den Niederlanden, Blue Corner aus Belgien und eNovates beteiligt. Dieses „first open European Clearing House“ arbeitet an einem „Open Clearing House Protocol“ in Anlehnung an das bereits von zahlreichen Ladestationen verwendete OCPP (Oper Charge Point Protocol). Hubject bietet alternativ das „Open intercharge Protocol„.

Bestehende Roaming-Abkommen // Roaming zwischen Netzwerken & innerhalb eines Netzwerks

e-clearing.net

Zusätzlich zum internem Roaming im Verbund der bereits über 30 Stadtwerken von ladenetz.de bietet das Netzwerk somit schon heute zahlreiche Roaming-Möglichkeiten mit einer einzigen RFID-Ladekarte. So stehen etwa seit Februar 2013 ladenetz.de und Vattenfall Kunden deren Ladestationen zur gegenseitigen Nutzung bereit (Pressemitteilung).  Im Juli wurde eine weitere Vereinbarung mit „The New Motion“ aus den Niederlanden bekanntgegeben (Pressemitteilung). Kunden der Stadtwerke Trier kommen zusätzlich in den Genuss der Luxemburgischen Ladestationen von Electris (L), Estonteco (L/B), und Sudstroum (L).

intercharge (Hubject)

Da EnBW und RWE an Hubject beteiligt sind, wird voraussichtlich kurzfristig Roaming auch zwischen diesen beiden Ladestations-Netzwerken möglich sein. Dabei wird ein Kunden allerdings die Smartphone-App von Hubject verwenden müssen, da RWE bei den meisten Ladestationen auf eine Authentifizierung per App oder Anruf setzt, während EnBW die RFID-Variante unterstützt. Mit der intercharge-App können QR-Codes an den Ladestationen die jeweiligen Ladepunkte genau identifizieren und mithilfe von – in der App hinterlegten – Zugangsdaten freischalten. Eine ähnliche Funktion bietet auch die iPhone App von ladenetz.de.

Die BMW Group gab heute ein Roaming-Abkommen mit CleanCharge in Kopenhagen bekannt (Pressemitteilung). Nun ist BMW zunächst kein Ladestationsbetreiber oder Stromanbieter, aber anscheinend gibt es einen öffentlichen Ladeservice von BMW i namens „ChargeNow“ (in Anlehnung an DriveNow?), welcher zukünftig über inercharge den BMW i Kunden Zugang zu den verschiedenen europäischen Ladestationsnetzwerken bietet.

CleanCharge ist ein unabhängiger dänischer Ladestationsbetreiber und Elektromobilitätsdienstleister, der seit 2009 Lösungen für das Laden von Elektrofahrzeugen in Dänemark, Norwegen und Schweden anbietet.

 

Was muss der Endkunde wissen?

Für Endkunden erhöht jedes Roaming-Abkommen, egal bei welchem Clearinghouse oder Netzwerk, den Komfort. Langfristig sollten keine verschiedenen RFID-Ladekarten mehr benötigt werden. Im Optimalfall läuft die Authentifizierung über das sogenannte Plug&Charge Verfahren ab, bei welchem die Kundendaten direkt im Fahrzeug gespeichert sind und mittels Ladekabel an die Station übermittelt werden. In diesem Fall benötigt der Kunde weder eine RFID-Karte noch eine App und somit zum Beispiel im Ausland auch keine Datenverbindung (mit Mobilfunk-Roaminggebühren). Dieses Verfahren wird bereits vom aktuellen Smart ED und den RWE Ladestationen unterstützt.

Ein Endkunde wird später kaum unterscheiden können, ob er sich im Roaming-Bereich z.B. zwischen Stadtwerken bewegt oder Roaming zwischen verschiedenen Netzwerken wie e-laad.nl und ladenetz.de stattfindet. Dabei können für den Kunden ähnlich wie im Mobilfunk langfristig auch Roaming-Gebühren anfallen, wenn er sich in fremde Ladenetzwerke oder ins Ausland bewegt. Ob diese kommen und in welcher Höhe, bleibt jedoch abzuwarten. Voraussichtlich werden anfallende Gebühren in einer App oder an der Ladestation ähnlich wie an Geldautomaten angezeigt werden müssen.

Anbieterübergreifend nutzbare Ladestationen werden – wie das „girocard“-Logo an Geldautomaten – mittels Logos wie dem von ladenetz.de oder intercharge gekennzeichnet sein.

Die Abrechnung dürfte wie im Mobilfunk oder dem häuslichen Stromtarif über eine monatliche Rechnung ablaufen, welche dann analog eines „Einzelverbindungsnachweises“ Ladevorgänge oder Roaming-Vorgänge ausweisen könnte, sofern Datenschutzbestimmungen die zulassen. Hier muss wiederum abgewartet werden, welche Abrechnungsart von Kunden und Anbietern bevorzugt wird. Soll die Abrechnung nach Zeit oder kWh geschehen? Direkt mit Parkgebühr? Und so weiter…

Alternativ zu Roaming und Identifizierung von Kunden an Ladestationen bleiben Konzepte zum spontanen Laden im Gespräch. Es wird weiterhin Anbieter mit Münz-, SMS- oder EC-Karten-Zahlung geben. Dies funktioniert natürlich auch vollkommen unabhängig vom heimischen Stromanbieter oder Netzwerk.

Zukünftiger Service von e-Stations.de

Ende 2013 werden auf unserer Ladekarte bei e-Stations.de roamingfähige Ladestationen gekennzeichnet sein. Sie können mithilfe von Filtern dann alle Ladestationen der Roamingpartner ihres Stromanbieters anzeigen. In einer Übersicht werden alle Roaming-Verbindungen übersichtlich dargestellt.

 

iPhone App von ladenetz.de im AppStore

intercharge-App im AppStore

Quelle: verschiedene verlinkte Pressemitteilungen

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