Wieder eine etwas andere Form der Elektromobilität – der Volocopter


Unbemannte Mini-Drohnen in Form kleiner Quadrocopter dürfte durch die Presse bald jeder kennen. Doch mit dem vollelektrischen Volocopter möchte die Firma e-volo eine Luftfahrt-Revolution Made in Germany feiern. Ausgestattet mit gleich 18 kleinen Rotoren soll dieser der erste umweltfreundliche und emissionsfreie Privathubschrauber und – durch ein sehr durchdachtes Sicherheitskonzept – direkt noch das sicherste Luftsportgerät der Welt werden.

Mit dem neuen Prototyp des 2-Sitzers VC200 wurden am Sonntag, 17. November 2013, der Jungfernflug sowie erste Testflüge erfolgreich durchgeführt. Auf seiner Grundlage wird in den kommenden Jahren die Serienproduktion vorbereitet. Dabei startete das ambitionierte Karlsruher Projekt bereits im Oktober 2011 mit einer Pionierleistung. Damals fand der erste  rein elektrisch bemannte und dabei senkrecht gestartete Flug statt. Der damalige Prototyp sah zwar noch nicht wirklich wie ein professionelles Fluggerät aus, aber das zugehörige YouTube-Video wurde mittlerweile 8,5 Mio. Mal angesehen.

Im vergangenen Jahr erhielt e-volo dann den größten Preis in der allgemeinen Luftfahrt, den Lindbergh-Foundation Preis für Innovation und seitdem hat sich einiges getan. Der neue VC200 kommt einem echten Hubschrauber schon wesentlich näher und macht dabei eine sehr gute Figur. Laut e-volo ist der Volocopter kinderleicht per „fly-by-Joystick“ zu Fliegen. Es gibt keine Abgase, keine Vibrationen, eine einfache und kostengünstige Pilotenausbildung, extrem niedrige Betriebskosten sowie leiser, angenehmer Sound. Also Alles, was man auch von anderen Elektromobilen erwartet. Die Betriebskosten werden gegenüber einem Kleinsthubschrauber gar um bis zu 80% verringert und der VC200 lässt sich an der Steckdose nachladen.

Die aktuell mögliche Flugdauer beträgt aufgrund der Akkukapazität leider lediglich 20 Minuten, soll jedoch mit besseren Akkus mittelfristig auf etwa eine Stunde gesteigert werden. Ebenfalls ist eine Version quasi als Plug-In-Hybrid mit Verbrennungsmotor für eine Flugzeit von mehreren Stunden  geplant.

Potential, das sicherste Luftsportgerät der Welt zu werden

Neben den ökologischen Aspekten möchte e-volo auch das sicherste Luftsportgerät der Welt entwickeln. Dabei hilft dem VC200 der Vorteil der bestechend einfachen Bauweise ohne aufwendige Mechanik und die Redundanz der Antriebe. So kann selbst beim Ausfall von mehreren Motoren noch sicher gelandet werden. Zum ausgefeilten Sicherheitskonzept gehören:

  1. Pilotenfehler können kaum noch gemacht werden
    Ein großer Teil der Pilotenfehler, die für Flugunfälle verantwortlich sind, können beim Volocopter vom Piloten nicht mehr gemacht werde. Der Pilot bestimmt nur die Flugrichtung und muss sich nicht um einen sicheren Flugzustand kümmern. Diese Aufgabe wird automatisch und fehlerfrei von den Bordcomputern in Verbindung mit den vielen verschiedenen Sensoren übernommen.
  2. Die Konstruktion des Volocopters strebt eine maximale Ausfallssicherheit an
    Das Konzept jeder Komponente des Fluggerätes basiert auf dem Leitgedanken: Der Volocopter muss das sicherste Luftsportgerät der Welt werden. Dementsprechend wurde ein Fluggerät mit „High Level Redundanz“ entwickelt. Das bedeutet, dass bei einem Ausfall von mehreren, auch sehr verschiedenen Komponenten, das Fluggerät noch immer in der Lage ist, sicher zu landen.
    Aus den Sicherheitsanalysen ergab sich somit eine Bauweise von sechs Rotorarmen mit jeweils drei Antrieben, die wiederum aus unterschiedlichen Energiequellen gespeist werden. Auch die Flugsteuerung basiert nicht auf der klassischen „Fly by Wire“ Trias Master-, Slave- und Voter-Computer sondern aus ca. 20 unabhängigen Computern, von denen im Prinzip jeder einzelne alleine das komplette Fluggerät steuern kann. Alle Komponenten sind in einem intelligenten Mesh-Netzwerk verbunden, bei dem unzählige Netzwerkverbindungen ausfallen können, ohne dass eine Beeinträchtigung der Flugsteuerung erfolgt. Der Steuer-Joystick ist mehrfach redundant aufgebaut.
  3. Abgesicherte Energieversorgung
    Bei dem aktuellen Prototyp des VC200 werden die 18 Antriebe aus sechs zentralen Batterieblöcken versorgt. Dabei sind die Zuleitungen zu den Antrieben so verteilt, dass je Rotorarm drei verschiedene Batterieblöcke die drei Antriebe versorgen. Bei diesem System können mechanisch zwei komplette, nicht nebeneinander liegende Arme ausfallen und der Volocopter kann noch sicher gelandet werden. Da der Volocopter eine Leistungsreserve von 50% hat, ist auch beim Ausfall von zwei Batterieblöcken eine sichere Landung möglich. Für die Serienfertigung sind zusätzlich dezentrale Backup-Batterien an den Antrieben vorgesehen. Diese Redundanzen werden durch ein ballistisches Komplettrettungssystem ergänzt, bei dem im Notfall das ganze Fluggerät an einem Fallschirm sicher zu Boden sinkt. Daher gibt es beim Volocopter nicht nur eine „Second Chance“ sondern eine Vielzahl von Chancen.

Crowdfunding auf dem Weg zur Serienproduktion

Auf Initiative von e-colo wird ab 2015 für Fluggeräte – wie den nur 300 kg leichten Volocopter – eine eigene Luftfahrtklasse „Ultraleichtflugklasse“ eingeführt, sodass der Volocopter in Deutschland gekauft und geflogen werden darf. Auf Basis des aktuellen Prototyps sollen 2015 erste Modelle an Flugschulen ausgeliefert werden und 2016 die Serienproduktion starten. Der Zielpreis liegt bei 250.000 Euro pro Stück, was im Vergleich zu herkömmlichen Kleinsthubschraubern zwischen 150-300.000 € im mittleren bis oberen Preissegment liegt.

Für die nächsten Entwicklungsschritte werden noch Mittel in Höhe von 1.200.000 Euro benötigt. Ganze 500.000 Euro sollen innovativ per Crowdfunding bei Seedmatch eingeworben werden. Bei der – durchaus vorstellbaren – sehr guten Resonanz wird das Fundinglimit ggf. auf 1.000.000 oder auch 1.200.000 Euro erhöht. Die Aktion startet am 27.11.2013. Beteiligen kann sich jeder mit Beträgen zwischen 250 Euro und 10.000 Euro. Die ersten Zeichner eines 10.000 Euro Paketes erhalten eine Kaufoption im Wert von 5.000 Euro für einen der begehrten Listenplätze für den Kauf der ersten Volocopter VC200.

Wem 250.000 Euro alleine zu teuer sind…beim Vertriebskonzept wird auch an Haltergemeinschaften und Fliegerclubs gedacht!

Das Sicherheitskonzept klingt für mich sehr durchdacht und einleuchten (Made in Germany), sodass auch ich mich in ein solches – fragil aussehendes -Fluggerät begeben würde und durchaus Interesse hätte. Könntet Ihr euch einen Volocopter zum Privatvergnügen oder etwa den Arbeitsweg vorstellen?

Quelle: Pressemitteilung e-volo

 

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