Vergangen Woche hat die Berliner Hubject GmbH, ein Joint Venture von BMW, Bosch, Daimler, EnBW, RWE & Siemens, eine neue Direktbezahllösung unter dem Produktnamen „intercharge direct“ vorgestellt. Mit intercharge direct können Ladevorgänge von Elektroautos mit jedem Smartphone direkt beim Ladestationsbetreiber bezahlt werden. Kunden können ihr Fahrzeug komfortabel und sicher ohne festen Vertrag laden.
Alle Ladestationsbetreiber, welche mit ihren IT-Systemen bereits an das europäische intercharge-Netzwerk angebunden sind, können ohne technischen Mehraufwand die intercharge direct-Lösung als optionale Zusatzfunktion freischalten. An intercharge direct-fähigen Ladestationen (erkennbar an dem erweiterten intercharge Logo, siehe Artikelbild oder Beschreibung unten) gelangen Elektroautofahrer durch Scannen des QR-Codes oder die Eingabe der Ladepunktnummer unter m.intercharge.eu auf die mobile intercharge-Website des Ladestationsbetreibers. Diese ermöglicht Kunden die Wahl zwischen verschiedenen Ladeprodukten des Betreibers, die Steuerung des Ladevorgangs sowie die direkte Bezahlung per PayPal. Weitere Zahlungsmethoden sollen folgen.
Diese endlich zeitgemäße und einfache Lösung, um Ladepunkte in zahlreichen Städten und Ländern unkompliziert freizuschalten, wird sich hoffentlich schnell durchsetzen. Jedoch bleibt noch abzuwarten, welche Preise für die Direktbezahlung im Gegensatz zur Tarifen mit Vertragsbindung und Grundgebühr verlangt werden. So war die Ladung per Premium-SMS „RWE ePower SMS“ für 3,95 €/h bei 11 kW etwas teurer als über die meisten Tarife der Partner-Stadtwerke bzw. die Leistung ist auf 11 kW begrenzt. Vor allem sind Premium-SMS-Dienste in der heutigen Welt der Smartphones nicht mehr auf dem Stand der Technik und unpraktisch.
Erste Implementierungen – RWE ePower direct und Charge&Pay für Mercedes Benz
intercharge direct ist über die mobile Webseite ab sofort an den Ladestationen des österreichischen Energiedienstleisters illwerke vkw als erstem intercharge direkt-Nutzer verfügbar. Alle Unternehmen im intercharge Netzwerk können das Hubject-Produkt in die eigenen Apps im jeweiligen Corporate Design implementieren, sodass anscheinend schon in diesem Herbst die ersten Apps bei iTunes und im Google Playstore verfügbar sein sollen. So wurde etwa zeitgleich mit der Hubject-Pressemitteilung (vermutlich) bereits eine Implementierung durch RWE bekanntgegeben, welche wohl auch die Kreditkarten-Zahlung unterstützt:
Mit „RWE ePower direct“ können #Elektroauto-Fahrer ab November an 1400 Ladepunkten auch ohne Vertrag laden + per Kreditkarte/#Paypal zahlen
— voRWEg_gehen (@voRWEg_gehen) 6. Oktober 2014
Bei „RWE ePower direct“ handelt es sich ab November vermutlich um die erste größere Anwendung von „intercharge direct“ im Corporate Design von RWE, als Vorreiter in Sachen Hubject-Anbindung, für die eigenen Stationen. Aber auch Mercedes Benz bzw. Daimler als Hubject-Gründungsmitglied hat heute recht überraschend eine Smartphone-App namens „Charge&Pay für Mercedes-Benz“ via Twitter bekanntgegeben:
Introducing #ChargeAndPay: Access to 3000 charging points & countless ways to pay, it’s your key to easy EV charging. pic.twitter.com/QsWrPM21AI — Mercedes-Benz (@MercedesBenz) 21. Oktober 2014
Dies geschieht eventuell in Vorbereitung der eigenen Dienste auf die Markteinführung der neuen elektrischen B-Klasse in Deutschland. Im Gegensatz zu RWE ePower direct, welches nur für die eigenen RWE-Ladestationen gedacht ist, unterstützt Charge&Pay über 3.000 Ladepunkten von über 230 Betreibern, sodass der Dienst mit dem Angebot ChargeNow von BMW (ebenfalls Hubject/intercharge Partner) vergleichbar ist. Da eigentlich nur etwa 120 Unternehmen zum europäischen intercharge Netzwerk gehören, ist nicht ganz sicher, ob es sich bei Charge&Pay um eine „intercharge direct“ Anbindung handelt . Es deutet jedoch Vieles darauf hin, wie die bisher nur per PayPal mögliche Zahlung. Je nach Zählweise der Unternehmen (zu RWE gehören bspw. über 80 Stadtwerke-Partner) können vermutlich 230 Betreiber erreicht werden. Auch die Entwicklung durch Bosch Software Innovations (Bosch ist ebenfalls Hubject-Mitglied) deutet auf eine Verbindung zu intercharge direct hin. Eventuell sind hier noch einige weitere Kontakte und Schnittstellen von Bosch SI in die Entwicklung eingeflossen.
„Charge&Pay für Mercedes-Benz“ funktioniert ohne Vertragsbindung und Grundgebühr und ist ab Dezember 2014 kostenlos für die Betriebssysteme iOS und Android verfügbar. Charge&Pay ist neben Mercedes Benz Kunden auch für die Käufer des beliebten smart ed gedacht, kann aber anders als ChargeNow vermutlich von jedem Smartphone-Besitzer genutzt werden. Die Nutzung ist zunächst auf Deutschland begrenzt, weitere europäische Märkte sollen nach und nach folgen ebenso wie die stets angekündigte Reservierung von Ladepunkten.
Mercedes holt für die Einführung der möglichst einfachen Zahlungsmöglichkeit für Ladevorgänge sogar die alte Geschichte von Bertha Benz aus der Schublade:
Als Bertha Benz am 5. August 1888 auf ihrer Überlandfahrt von Mannheim nach Pforzheim der Sprit ausging, half in Wiesloch der Apotheker Willi Ockel mit zwei Litern Ligroin aus. 128 Jahre nach Erfindung des Automobils ist Tanken heute wesentlich einfacher. Zumindest für den, der Benzin oder Diesel tanken möchte. Elektroauto-Fahrer fühlen sich beim Laden im öffentlichen Raum bisweilen nach wie vor wie Pioniere: Sie müssen nicht nur einen freien Ladepunkt finden – sie müssen sich außerdem auch bei unterschiedlichen Betreibern von Ladestationen registrieren, um alle öffentlichen Ladesäulen nutzen zu können. Die Registrierung ist oftmals kompliziert, die Abrechnung nicht immer transparent.Nun wird das Laden an der öffentlichen Infrastruktur aber bald so einfach wie die Bedienung eines Parkscheinautomaten – und noch viel komfortabler: „Charge&Pay für Mercedes-Benz“ ermöglicht das Aufladen eines E-Autos oder Plug-In Hybriden unabhängig vom Ladestationsanbieter.
Mit ChargeNow von BMW sollen bisher über 18.000 Ladepunkte weltweit freischaltbar sein. ChargeNow besitzt damit eine der größten Abdeckungen, scheint aber weiterhin an einer monatlichen Grundgebühr festzuhalten. Auf eine Einführung einer eigenen intercharge direct App deutet bisher nichts hin. Eventuell fehlt bei diesem Produkt die Kundenbindung an BMW.
Sobald die Apps verfügbar sind, finden Sie hier die entsprechenden Links.
Über die Hubject GmbH:
Die Berliner Hubject GmbH wurde 2012 von führenden Unternehmen der Energie,-Technologie- und Automobilbranche gegründet. Das Joint Venture betreibt eine branchenübergreifende Business- und IT-Plattform zur Vernetzung von Ladeinfrastruktur-, Serviceanbietern und Mobilitätsdienstleistern. Das Kompatibilitätszeichen intercharge bildet den Rahmen für kundenfreundliche Lade- und Zahlungsprozesse. Bereits über 120 europäische Partner sind Teil der intercharge family. Damit ist Hubject der führende eRoaming-Anbieter in Europa. Weitere Informationen unter www.intercharge.eu und www.hubject.com.
Quelle: Hubject Pressemitteilung vom 6. Oktober 2014; Mercedes Benz Pressemitteilung vom 21. Oktober 2014